Die beste Ausrede des Jahres
Eigentlich sollte Nachwuchs-Referee Christopher Platis von der Schiedsrichtergruppe Fürth ein Hallenturnier besetzen, doch der 19-Jährige sagte ab. „Muss Schnee schippen“, so war seine lapidare Antwort per Handy – ungewöhnlich, denn normalerweise lässt sich Platis einen Einsatz als Regelhüter nicht entgehen. Was anfangs nach einem vorgeschobenen Grund klang, um am Wochenende zu Hause bleiben zu können, stellte sich schnell als die beste Ausrede des Jahres heraus – denn Platis schippte nicht irgendwo Schnee: Er half im Katastrophengebiet im Süden Bayerns mit, Dächer von der tonnenschweren Schneelast zu befreien. Der 19-Jährige ist nicht nur Schiedsrichter in Mittelfranken, sondern auch Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr im mittelfränkischen Unterfarrnbach und meldete sich zum Dienst an der Schaufel – ehrenamtlich natürlich.
„Die Berufsfeuerwehr Fürth hat bei uns angefragt, ob wir Einsatzkräfte in das Gebiet abstellen können. Wir haben uns in der Nacht von Samstag auf Sonntag um halb zwei auf einem Parkplatz in der Nähe von Fürth getroffen und sind mit rund 160 Leuten und 28 Feuerwehrwagen in Kolonne Richtung Berchtesgaden gefahren. Dort wurden wir dann von der zuständigen Feuerwehr eingeteilt. Ich war in Marktschellenberg“, berichtet Platis. Die Einwohner der 1800-Seelen-Gemeinde im Berchtesgadener Land hatten wie so viele Menschen im Süden Bayerns schwer mit den Schneemassen zu kämpfen. Viele Gebäude drohten nach den tagelangen Schneefällen einzustürzen, die Menschen vor Ort kamen mit dem Schneeschaufeln einfach nicht mehr nach. Also packten Platis und seine Kollegen aus Unterfarrnbach mit an. „Wir waren von Montag bis Mittwoch so lange es ging im Einsatz. Zunächst haben wir die örtliche Schule von den Schneemassen befreit, dann waren die privaten Haushalte an der Reihe. Die Arbeit war schon sehr anstrengend, aber wir sind super verpflegt worden“, sagt Platis über den größten Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Unterfarrnbach seit etlichen Jahren.
Über einen Stadionaushang zum Neulingskurs
Doch nicht nur im Notfall zeigt der angehende Maschinenbaustudent vollen Einsatz. Auch als Schiedsrichter ist Platis außerordentlich engagiert, wie sein Gruppenobmann Reiner Gärber erzählt: „Christopher ist ein echter Aktivposten in unserer Gruppe. Er gehört zu unserer jungen Riege. Auf ihn kann man sich absolut verlassen, er ist immer zuverlässig bei der Sache. Auch wenn es darum geht, Turniere oder Spiele zu leiten, die normalerweise nicht von uns besetzt werden, springt er oftmals ein.“
Vor knapp zwei Jahren fand der damals 17-jährige Platis zur Schiedsrichtergruppe Fürth: „Ich habe im Fürther Stadion einen Aushang gesehen und mich daraufhin für den Neulingskurs angemeldet – in erster Linie, um mit dem Fußball in Verbindung zu bleiben“, sagt Platis, der mit 13 Jahren seine Spielerkarriere beendete, die Sportart aber weiterverfolgte – sei es im Stadion oder am TV-Bildschirm. Mittlerweile steht er selbst im Schiedsrichter-Jugendförderkader, leitet Spiele der U17-Junioren Bezirksoberliga und im Herrenbereich bis zur Kreisklasse. Doch das soll nicht so bleiben. „Ich habe schon Lust, höherklassig zu pfeifen“, gibt der Jungschiedsrichter zu: „Dafür muss aber natürlich die Leistung stimmen.“
In der Gemeinschaft der Referees in Fürth fühlt er sich jedenfalls gut aufgehoben. „Es gibt viele Jungs in meinem Alter, sodass der Anschluss super einfach war. Ich habe tolle neue Leute kennengelernt und wir unternehmen mittlerweile auch privat viel zusammen.“ Bei einer der Veranstaltungen der Schiedsrichtergruppe bekam Platis dann auch noch seinen Spitznamen verpasst. Beim Bowling habe sein Name nicht komplett auf den Anzeige-Bildschirm gepasst, erzählt er. Nur Christ war zu lesen. „Dann bist du ab jetzt eben der Jesus“, taufte ihn Gruppenlehrwart Kevin Rösch und zwinkerte mit dem Auge.
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