Null Toleranz beim Thema Gewalt!
Der Bayerische Fußball-Verband verfolgt eine ganz klare Null-Toleranz-Politik bei Gewalt, jeglicher Art der Diskriminierung und Rassismus. Das beinhaltet eine lückenlose Aufarbeitung aller gemeldeten Fälle durch die unabhängigen bayerischen Sportgerichte, die bei ihren Sanktionen ein breites Portfolio haben. Die Bandbreite reicht von Bewährungsstrafen bis zum Verbands-Ausschluss. Zudem sind seit einigen Jahren die Strafen auch kombinierbar mit einem Besuch eines Anti-Gewalt-Trainings.
Wichtig: Es gibt in Bayern keine Pauschalurteile, jeder Fall wird einzeln behandelt. Der Bayerische Fußball-Verband arbeitet aber vor allem seit Jahren auch präventiv und sehr eng mit den Vereinen zusammen. Der BFV verfügt über ein bayernweites Netzwerk von ausgebildeten Konfliktmanagern, die schon bei sich anbahnenden Problemen aktiviert werden, die aber natürlich auch bei konkreten Vorfällen eingebunden werden, um mögliche Wiederholungen zu vermeiden. Die Konfliktmanager arbeiten intensiv mit allen Beteiligten zusammen. Ebenso werden auch bei Spielen mit erhöhtem Risiko frühzeitig die Vereine kontaktiert und gemeinsam Maßnahmen erarbeitet, die einer Eskalation entgegenwirken. Solche Spiele werden in der Regel auch unter Verbandsaufsicht gestellt und vom Verband eng begleitet.
BFV setzt auf Prävention
Präventiv gibt es auch Aktionen, die beim Verband von der „AG Gemeinsam & Fair“ erarbeitet werden. So gibt es beispielsweise die Aktion „Keine Gewalt im Jugendbereich“, bei der Kinder und Jugendliche bei ihren Spielen und insbesondere die Zuschauer/Eltern am Spielfeldrand für das Thema sensibilisiert werden. Die Kinder verteilen dabei vor dem Anpfiff Verhaltensregeln an die Eltern/Zuschauer und erinnern an die Vorbildfunktion der Erwachsenen.
Ebenso wird vom BFV auch die Schulung „Zwei Blickwinkel – ein Spiel“ angeboten, bei der Trainer und Vereinsverantwortliche anhand von vielen Beispielen und Videos für die Regelauslegung und Sichtweise der Schiedsrichter sensibilisiert werden, in den Dialog kommen und auf diese Weise auch Hürden abgebaut werden. Mit der breit angelegten Schiedsrichterkampagne „Wir regeln das.“ sensibilisiert der BFV zudem auch eine breite Öffentlichkeit für die Herausforderungen und Leistungen der Unparteiischen in Bayern und fördert so das gegenseitige Verständnis.
Gewalt gegen Schiedsrichter: So sieht es in Bayern aus
Gewalt gegen Schiedsrichter gibt es leider, sie ist aber - wenn man die konkreten Vorfälle und die Masse der Fußballspiele betrachtet - die absolute Ausnahme. Grundlage für eine Beurteilung ist der jährliche Lagebericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in den alle gemeldeten Vorfälle einfließen und dessen Datenbasis die mit dem Elektronischen Spielbericht (ESB) erfassten Spiele ist (In Bayern wurden in der Saison 2018/19 243.379 der insgesamt 267.000 Amateurspiele mit dem ESB erfasst. Dies entspricht einer Abdeckung von 87,8 Prozent). Gibt es einen Vorfall (Gewalt, Diskriminierung, etc.), wird dieser vom Schiedsrichter im ESB eingetragen und damit gemeldet und sportgerichtlich aufgearbeitet. In Bayern gab es in der Saison 2018/19 insgesamt 67 Spielabbrüche. Dies entspricht 0,029 Prozent der mit dem ESB erfassten Spiele. Im Vorjahr waren es 70 Spielabbrüche (0,03 Prozent der mit dem ESB erfassten Spiele, 2016/17 waren es 58 Spielabbrüche (0,024 Prozent). Konkrete Fälle gegen Schiedsrichter (Gewalt und/oder Beleidigungen) wurden in der Saison 2018/19 225 registriert. 2017/18 waren es 245 Vorfälle, 2016/17 waren es 255. Die Zahlen bewegen sich also in den Jahren seit der genaueren Erfassung auf einem ähnlichen Niveau.
Tandem-Schiri gegen den Praxisschock
Das Thema Schiedsrichtererhalt und -gewinnung ist sehr komplex, da es nicht den einen Grund gibt, warum es schwer ist, Menschen für das Schiedsrichterwesen zu begeistern bzw. die aktiven Schiedsrichter auch langfristig zu binden. Das fängt beim Faktor Zeit an und geht über den sogenannten „Praxisschock“ bis hin zu einem generellen Nachwuchsproblem, wie es in vielen ehrenamtlichen Bereichen festzustellen ist. Und ohne Frage tragen Vorfälle wie zuletzt in Hessen – auch wenn sie statistisch gesehen Einzelfälle sind (siehe Hintergrund) – dazu bei, dass es noch schwieriger wird, Menschen für das Schiedsrichterwesen zu begeistern. Wobei wir in Bayern festgestellt haben, dass in erster Linie nicht die Neugewinnung und damit das Interesse am Schiedsrichterwesen das Hauptproblem ist, sondern der sogenannte „Praxisschock“. Was heißt das? Die Anmeldungen für die Schiedsrichter-Neulingskurse (Ausbildung zum Schiedsrichter) sind seit Jahren weitestgehend stabil. Allerdings ist die Absprungquote nach bestandener Prüfung und den ersten Einsätzen relativ hoch. Der BFV hat darauf zuletzt mit einer noch engeren Begleitung/Betreuung von Schiedsrichter-Neulingen reagiert. Ebenso gibt es aktuell in Bayern das Pilotprojekt „Tandem-Schiedsrichter“. Dabei wird ein Neuling von einem erfahrenen Schiedsrichter bei seinem ersten Einsatz begleitet. Beide stehen gemeinsam auf dem Feld. In der ersten Halbzeit leitet der erfahrene Schiedsrichter das Spiel und der Neuling schaut sich Laufwege, Entscheidungen, Körpersprache etc ab. In der zweiten Halbzeit leitet der Neuling die Partie, wobei der erfahrene Schiedsrichter jederzeit eingreifen/korrigieren kann. Die Erfahrungen sind grundsätzlich sehr positiv, eine abschließende Beurteilung der Maßnahmen kann zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht gegeben werden. Ebenso wurde zum 1. Januar 2019 auch in die offizielle Trainerausbildung die Ausbildung zum Schiedsrichter (verkürzter Neulingskurs) und die Leitung von mindestens drei Verbandsspielen integriert. Aber auch hier ist es noch zu früh, um Effekte beurteilen zu können.
Wir regeln das
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