Regeländerungen 2020
Das International Football Association Board (IFAB) hat zur offiziellen Saison 2020/21 Regeländerungen vorgeschlagen, die von den internationalen Fußballverbänden, vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und seinen 21 Landesverbänden umgesetzt werden. Verbands-Schiedsrichterobmann Walter Moritz erklärt im Interview, was für den Amateurfußball in Bayern wichtig ist.
Herr Moritz, das IFAB hat einige Regeländerungen für die Saison 2020/21 erarbeitet, die nun umgesetzt werden. Was steckt dahinter?
Walter Moritz: Grundsätzlich ist das ein ganz normaler Vorgang. Das IFAB ist dafür zuständig, die Regeln aufzustellen, ihre Praxistauglichkeit zu prüfen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Das passiert jedes Jahr vor der neuen Saison. Mal sind es kleinere Anpassungen und Verfeinerungen, mal größere wie es zum Beispiel die Einführung der Video-Assistenten war.
Und dieses Jahr?
Walter Moritz: Die Regeländerungen zur Saison 2020/21 sind im Großen und Ganzen Verfeinerungen, die die Regeln klarer und eindeutiger machen und der Video-Schiedsrichter bekommt im Profi-Fußball mehr Kompetenzen. Die meisten Änderungen sind eher für die Unparteiischen wichtig, weil es um Details geht. Für die breite Masse wirklich relevant sind eigentlich nur drei Regeländerungen.
Die da wären?
Walter Moritz: Es wurde jetzt klar definiert, dass für ein Handspiel nur der Armbereich unterhalb der Achselhöhle relevant ist. Ganz vereinfacht könnte man sagen, dass bei einem Kurzarm-Trikot der blanke Arm unterhalb des Trikots als Handspiel zählt. Das macht es jetzt für alle klarer und einfacher – für Spieler und Schiedsrichter. Zudem wurde entschieden, dass bei einer Torchance nicht sofort jedes vorangegangene unabsichtliche Handspiel geahndet wird. Entscheidend ist, was nach dem Kontakt passiert. Gibt es unmittelbar danach einen Torschuss bzw. ein Tor, wird das Handspiel geahndet, gibt es nach dem Kontakt durch ein Dribbling oder einen Pass eine weitere Aktion und damit eine neue Spielsituation, gilt Vorteil und das unabsichtliche Handspiel ist irrelevant. Diese Anpassung wird sicher dafür sorgen, dass es weniger Diskussionen gibt. Da gab es ja zuletzt auch im Profi-Fußball einige Szenen, die aufgrund der bisherigen Auslegung für Aufregung gesorgt haben. Und eine weitere Regeländerung ist, dass Verwarnungen aus dem Spiel nicht mit ins Elfmeterschießen genommen werden. Bisher war es möglich, dass ein gelbverwarnter Spieler durch einen Regelverstoß im Elfmeterschießen Gelb-Rot bekommen konnte.
Elfmeterschießen sind gerade im Toto-Pokal nicht unüblich, aber ist das wirklich vorgekommen?
Walter Moritz: Ich kann es nicht ausschließen, mich aber auch nicht wirklich daran erinnern. Das Ganze zeigt aber auch, dass es bei diesen Anpassungen meist darum geht, die Regeln noch eindeutiger zu definieren und auch theoretische Sonderfälle zu minimieren oder auszuschließen.
Wann treten die Regeln in Kraft? Schließlich gibt es in Bayern nur bei den Junioren eine offizielle Saison 2020/21 und das IFAB hat freigestellt, in einer fortgesetzten Saison nach den alten Regeln zu spielen.
Walter Moritz: Wir wollen kein Durcheinander mit unterschiedlichen Regeln bei den Junioren, für die die neuen Regeln zwingend ab sofort gelten müssen und den Herren, Frauen und Juniorinnen, für die sie nicht zwingend gelten müssten. Deswegen haben wir im Vorstand beschlossen, dass für alle die neuen Regeln gelten und zwar schon seit dem 1. Juli 2020. Das ist eindeutig und jeder weiß Bescheid – die Vereine, die Aktiven und die Schiedsrichter.
Wie werden denn alle informiert?
Walter Moritz: Die Unparteiischen werden ja ohnehin turnusmäßig in der Saisonvorbereitung und über die Lehrabende in den Schiedsrichtergruppen auf den aktuellsten Stand gebracht. Für die Vereine auf Verbandsebene haben wir bereits für August terminierte Online-Info-Seminare, bei denen wir die Anpassungen erklären. Ähnlich soll es auf Kreis- und Bezirksebene laufen. Und sollte danach noch Bedarf bestehen, werden wir weitere Online-Info-Seminare anbieten, damit auch wirklich jeder die Chance hat, sich zu informieren. Und letzten Endes sind die gültigen Fußballregeln immer auch online veröffentlicht.
Und gibt es jetzt weniger Diskussionen?
Walter Moritz: Ich denke, dass es gerade beim Handspiel jetzt für alle etwas klarer und einfacher wird. Aber Diskussionen wird es immer geben. Es gibt immer Graubereiche, unterschiedliche Auslegungen und schlichtweg auch Fehlentscheidungen und Fußball ist emotional. Wir sind alle nur Menschen. Deswegen finde ich, dass gerade im Amateursport nicht immer nur auf die Regeln geschaut werden sollte und nicht jeder irgendwie versuchen sollte, zu seinem Recht zu kommen bzw. zu dem, was er darunter versteht. Viel wichtiger ist, dass wir uns alle auf dem Platz mit dem nötigen Respekt begegnen. Fußball ist für uns alle in erster Linie Spaß und Hobby – das gilt ja für die Unparteiischen genauso wie für alle Aktiven. Und diesen Spaß sollten wir uns alle gegenseitig erhalten.
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