Klaus Loscher: Brückenbauer zwischen Kirche und Sport
Es ist außergewöhnlich und wahrscheinlich auch einmalig: Ein nunmehr passiver Fußballschiedsrichter, der Pfarrer ist und jetzt sein Goldenes Ordinationsjubiläum (50 Jahre Geistlicher) feiern konnte. Dr. Klaus Loscher heißt der Mann aus Bayreuth, ein Brückenbauer zwischen Kirche und Sport, dem schon seit jungen Jahren daran gelegen war, diese beiden so unterschiedlichen Institutionen näher zusammen zu bringen.
Seine Vita zeigt, wie sehr es ihm eine Herzensangelegenheit war, dieses Anliegen zu erfüllen. 1977 erwarb Loscher an der Universität Hamburg den Titel „Magister der Theologie“ mit einer Abhandlung „Zur Kirchlichkeit aktiver Sportler“, als junger Vikar war er 1970 Mitbegründer des Arbeitskreises „Kirche und Sport“ in der evangelischen Landeskirche Bayern. Und zwei Jahre später schickte man ihn zur seelsorgerischen Betreuung der internationalen Sportjugend zur Olympiade nach München. Den Weg dazu bereitete sicherlich sein frühes Interesse am Sport, denn schon 1958 als 16-Jähriger legte er die Schiedsrichterprüfung ab, war damals der jüngste Referee im nördlichsten Regierungsbezirk von Bayern. Er leitete lange Jahre Spiele in den Schiedsrichtergruppen Kronach und Pegnitzgrund, ehe er berufsbedingt in die Richard Wagner-Stadt kam und dort seit 1982 der Schiedsrichter-Vereinigung Bayreuth angehört. Sie überreichte ihm 2018 die Verbandsplakette des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) als Anerkennung für 60 Jahre Mitgliedschaft. Zu den Auftritten auf dem grünen Rasen gehörten auch eine Begegnung einer brasilianischen Studentenauswahl anlässlich eines fränkischen Kulturaustausches und die Jahrzehnte der beliebten Bayreuther Bolzplatzturniere.
Loscher warb als Theologe gezielt für mehr Verständnis für die Randgruppen unserer Gesellschaft, war beim 1. Coburger Inklusions-Cup der Offenen Behindertenarbeit in Oberfranken als Schiedsrichter und Betreuer dabei, wo Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam in einer Mannschaft Fußball spielten. Und das danach noch öfters. Außerdem klärte er in Vortragsreihen von Schiedsrichter-Vereinigungen und Sportvereinen über Kirche und Sport auf. Als Einzelperson war er Teilnehmer am Julius Hirsch Preis 2007, eine Initiative des DFB für Menschenwürde und gegen Rassismus. Eine Dankesurkunde des damaligen Präsidenten Dr. Theo Zwanziger drückt das aus. Mehrere ethische Beiträge lieferte Loscher auch für die Schiedsrichter-Zeitung des DFB. Ein Ereignis bleibt ihm ewig in Erinnerung: Sein einziger Spielabbruch. Damals brach ein Aktiver unter der Dusche zusammen und verstarb kurz danach im Krankenhaus, „da waren meine geistlichen Fähigkeiten zum Trösten gefragt“.
Der promovierte Geistliche unterrichtete 26 Jahre als evangelischer Religionspädagoge am Wirtschafts-Wissenschaftlichen Gymnasium in Bayreuth, machte sich auch einen Namen als Buchautor. Für sein Wirken im öffentlichen Leben würdigte man ihn mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, mit dem Kronenkreuz der Diakonie und der Silbernen Ehrenmedaille des Bezirks Oberfranken. Zum Schluss noch eine nette Begebenheit aus dem Leben von Klaus Loscher: Die Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach inspirierte ihn zu dem Gedicht „Der schwarze Mann“, das sogar in der Schiedsrichter-Zeitung abgedruckt wurde. Die erste Strophe sei hier zitiert: „Verachtung ist‘s, was viele für dich hegen, doch ohne Richter kommt der Fußball niemals aus; am liebsten würde man an deinem Stuhle sägen, doch zwischen Stühlen bist du ohnehin zu Haus“.
TEXT/FOTO: HORST WUNNER
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